
der zauberer von oz
der zauberer von oz_____________2011
Rhein Neckar Zeitung, Dezember 2011 von Daniel Biswenger
Du hast alles in dir, lass es nur raus, trau dich
Die Theater AG der Unter- und Mittelstufe des Englischen Instituts inszenierte den Klassiker
„Der Zauberer von Oz“
Um gutes Schultheater zu machen, sagt die Schauspielerin Monika Magret Steger, habe mann zunächst einmal diverse Hürden zu nehmen: Die Einwände der Eltern, die überall Überforderung ihres Nachwuchses wittern, die Unwegsamkeiten mit dem Schauspielort (hier die Turnhalle), der in Schulen zumeist andere Funktionen innehabe. Und nicht zuletzt der Ärger mit den Darstellern, die hinzustoßen, wieder abspringen und den ganzen Aufwand in ihren Schulalltag integrieren müssen. Hierbei, so Steger, müsse man irgendwie die Balance finden.
Um so erfreulicher, dass ihre Inszenierung des Kinderbuchklassikers „Der Zauberer von Oz“ mit der Theater AG der Mittel- und Unterstufen der Englischen Institutes diese Hürden so souverän genommen hat.Allein der Aufwand: die unzähligen Kulissenwechsel (waren es sechs, sieben, acht?), Dutzende Charaktere (fast jeder Schauspieler spielt mehrere Rollen), die ausgefallenen, einzeln abgestimmten Kostüme (die von einer Mutter in Heimarbeit geschneidert wurden), das Zusammenspiel mit dem Schulchor, die Tanz und Musikeinlagen, die von der Choreographin Catherine Guerin einstudiert wurden, die Regieeinfälle, die Gimmicks, die Einbeziehung des Publikums als Motivator und, und, und …
Nie war bei all dem logistischen Wust das Gefühl zu spühren, die jungen Akteure seien überfordert, orientierungslos. Stets war die Hauptfigur Dorothee (gespielt von der Sechstklässlerin Ella Knorz) als Fixpunkt präsent, um den sich, wie auch in der Bühnenfassung des Stücks vorgesehen, all die verlorenen Seelen und Bösewichte des Stücks drehten, gleichwohl Dorothee allen Grund hätte, sich in einer dunklen Ecke zu verkriechen. Zu Beginn nämlich wird sie mit Haus und Hund von einem Sturm erfasst und in eine fremde Gegend geweht. Die Geschichte erzählt nun von ihrem Wunsch nach Rückkehr und von den Abendteuern, die sie auf diesem Weg erlebt. Unterstützung erhält Sie dabei von dem herzlosen Blechmann, der hirnlosen Vogelscheuche und dem mutlosen Löwen, für den sie nebenbei noch als eine Art therapeutische Seelsorgerin fungiert, frei nach dem Motto:
Du hast doch alles in dir, lass es nur raus, trau dich!
Das Stück ist eine Hommage an die Freundschaft, an die Kraft der Gemeinschaft und das Vertrauen, von dem mehr und mehr in uns schlummert, als wir meinen. Aus diesem Grund wäre es unangebracht, einzelne Schauspielerleistungen besonders zu würdigen – alle tragen ihren Teil zum „guten Schultheater“ bei. Das fanden auch die Grundschüler, die das Premierenpublikum bildeten. Und die sind bekanntermaßen das kritische Publikum.
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